Mehr Glück im Leben: Theorie und Training

Grundlage für ein gutes und krisenfestes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein ist die Selbstannahme. Ein schlechtes Selbstwertgefühl lässt sich darum durch das Training der Selbstannahme verbessern. Voraussetzung ist allerdings, dass man für sich selbst erkennt, dass man zu tiefgreifenden persönlichen Veränderungen in der Lage und bereit ist.

Als Coach und Berater habe ich schon viele Menschen auf ihren jeweiligen Wegen zu einem gesunden Selbstwertgefühl begleitet. Ich weiß also, dass Veränderung und persönliches Wachstum auch unter schweren Voraussetzungen möglich sind. In diesem Artikel möchte ich Ihnen Denkanstöße geben, die Ihnen dabei helfen können,

  • dem eigenen Entwicklungspotenzial eine Chance einzuräumen,
  • Ihr Selbstwertgefühl besser zu verstehen und wirklich zu stärken.

Um aber nicht nur in theoretischen Anschauungen zu verbleiben, gebe ich Ihnen am Schluss des Artikels eine Selbst-Coaching-Methode an die Hand, mit deren Hilfe Sie Ihre Selbstannahme sehr effektiv trainieren und verbessern können.

1. Veränderung ist möglich

Bevor ich zum eigentlichen Thema dieses Artikels, der Selbstannahme, komme, erscheint es mir geboten, Ihren Blick auf die folgende Frage zu lenken: Können Sie sich überhaupt verändern oder bleiben Sie sowieso immer der/die, der/die Sie sind? Es lohnt sich, wenn Sie sich ehrlich dazu bekennen, dass Sie diese Frage positiv für sich beantworten. – Der psychologische Berater und der Ratsuchende sollten sich zu Beginn eines Coachings in einem grundsätzlichen Punkt einig sein:

Die Persönlichkeit jedes einzelnen
ist veränderlich und man kann
die Veränderung,
die Entwicklung,
das Wachstum
der eigenen Persönlichkeit
aktiv beeinflussen.

Mit dieser Aussage beziehe ich Stellung in der Kontroverse über die Determiniertheit bzw. Willensfreiheit des Menschen. Nach meiner Überzeugung ist der Mensch prinzipiell dazu im Stande, sich eine eigene Meinung zu bilden, Entscheidungen zu treffen, sowie seine jeweiligen Denk- und Verhaltensmuster zu hinterfragen und zu verändern. Es ist allerdings überhaupt nicht selbstverständlich, dass er von diesen Möglichkeiten der Selbstbestimmung Gebrauch macht. Das hat folgenden Grund:

Die Notwendigkeit, effizient die riesengroße Zahl der alltäglichen kleineren und größeren Aufgaben und Entscheidungen zu bewältigen, drängt den Menschen immer wieder zu Pragmatismus im Denken und im Handeln. Die Aufgabenfülle wäre ohne reflexhafte Entscheidungen und „automatisierte“ Abläufe nicht zu bewältigen. Achtsamkeit und kritisches Denken rund um die Uhr und sieben Tage die Woche und in allen Lebenslagen (als Mitmensch, Mitarbeiter, Angehöriger, Konsument, Bürger, Verkehrsteilnehmer …) halte ich für unmöglich. Das hat zur Folge, dass der Mensch trotz seiner grundsätzlichen Fähigkeit zur differenzierten Bewertung und Entscheidungsfindung manipulierbar ist.

Willensfreiheit und aus ihr resultierende Eigenverantwortung wird oft mit der Redewendung „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ ausgedrückt. Unglückliche Menschen fühlen sich mit diesem Satz allerdings unverstanden oder sogar verhöhnt. Für mich bedeutet er aber, dass jeder einen Spielraum hat, an der Schaffung günstiger Voraussetzungen für das eigene Glück mitzuwirken. Das bedeutet natürlich auch, dass diese Aufgabe dem einzelnen sehr schwer, wenn nicht gar zu schwer erscheinen kann. Persönlichkeitsentwicklung bedeutet Mut und Arbeit. Die nötige psychische Kraft vermag nicht jeder ohne weiteres zu investieren. Ehe man allerdings gar nichts unternimmt oder die Schuldigen für das eigene Unglück stets bei den anderen sucht, sollte man lieber einen Neuanfang wagen und sich in Selbstannahme üben.

2. Sich selbst annehmen

Selbstannahme oder Selbstakzeptanz bedeutet, aktiv und wohlwollend Stellung zu sich selbst zu nehmen. Diese Grundhaltung fällt leicht, wenn man Dank sozialer, materieller und körperlicher „Erfolge“ kontinuierlich positive Selbst-Bestätigung erfährt und sich darum an einem guten Selbstwertgefühl freut bzw. zu freuen glaubt.

Die Belastbarkeit und wirkliche Qualität des Selbstwertgefühls zeigt sich allerdings erst, wenn dieses auf die Probe gestellt wird. Das geschieht, wenn im Leben nicht mehr alles rund läuft, also in der Konfrontation mit eigenen Fehlern und Schwächen, sowie mit Rückschlägen und frustrierenden Erfahrungen.

Wie schätzen Sie sich ein?

  • Entsteht bei Ihnen angesichts von existenziellen Schwierigkeiten und Brüchen im Leben ein Gefühl tiefer Verzweiflung, blinder Wut oder Panik?
  • Gehen Sie davon aus, trotz großer Trauer, Besorgnis oder Verärgerung auch in schwersten Lebensphasen über ein tief in Ihrem Inneren liegendes Gefühl der Selbstbestimmtheit und Würde zu verfügen?

Je nachdem, welche der beiden Varianten erlebt wird, liegt echtes oder unechtes Selbstwertgefühl, liegt Selbstannahme oder Selbstzweifel, Selbstangst, Selbstablehnung als Grundhaltung gegenüber der eigenen Person vor.

3. Echtes und unechtes Selbstwertgefühl

In der Bereitschaft bzw. Nicht-Bereitschaft, das volle Spektrum der eigenen Person anzunehmen, erkennt man die Qualität des jeweiligen Selbstwertgefühls. Diese bewegt sich zwischen zwei Extremen:

Gesundes Selbstwertgefühl

Das gesunde Selbstwertgefühl entsteht aus unbedingter Selbstannahme. Unter Selbstannahme verstehe ich, dass sich der Mensch mit all seinen Stärken und Schwächen akzeptiert. Fehler, die er macht und negatives Feedback, das er bekommt, beTREFFEN nicht den Kern der Persönlichkeit. Der Wert des Selbst / des Persönlichkeitskerns ist absolut und unverletzlich. Er ist damit unabhängig von äußeren Erfolgen oder Misserfolgen.
Ein Hurrikan wühlt trotz seiner fürchterlichen Kraft nur die oberen Schichten des Ozeans auf, während in der Tiefsee Ruhe herrscht. Genauso stören und verunsichern die Widrigkeiten des Lebens denjenigen, der durch Selbstannahme über ein gesundes Selbstwertgefühl verfügt, nicht in existenzbedrohlicher Weise. Im Gegenteil, wer dank Selbstannahme in sich ruht, verfügt in herausfordernden Lebenslagen über die besten Ressourcen, um optimal zu reagieren bzw. wieder auf die Beine zu kommen.

Pseudo-Selbstwertgefühl

Das Pseudo-Selbstwertgefühl wird nicht durch Selbstannahme getragen. Die Person kann mit einer hohlen Nuss verglichen werden, deren Inneres unappetitlich ist und deren Schale keine größeren Belastungen aushält. Um sein Inneres zu schützen ist man ängstlich darum bemüht, die Nussschale zu pflegen und zu ummanteln. Soziale Anerkennung oder gar Neider dienen ebenso als Schutzpolster und Pflegemittel für die empfindliche Schale, wie ein perfekter Lebenslauf und reichliche materielle Annehmlichkeiten.
Fehler und negatives Feedback müssen an der äußeren Schicht abgewehrt werden. Wenn sie in den inneren „Hohl“-Raum vordringen würden, dann wäre das schrecklich. Sie würden von dort aus die Person als Ganze fehlerhaft und damit minderwertig erscheinen lassen. Das darf nicht geschehen!

4. Die Selbstannahme verbessern

In den vorangegangenen Abschnitten habe ich darzustellen versucht, dass Selbstwertgefühl ohne Selbstannahme kein wirkliches, belastbares Selbstwertgefühl ist. Des weiteren habe ich meine Überzeugung geäußert, dass der Mensch prinzipiell entwicklungsfähig ist, dass dies aber kein Automatismus ist, sprich, dass man sich um Entwicklung und Selbstbestimmung im Leben aktiv bemühen muss bzw. bemühen kann. Sowohl für ein gesundes Selbstwertgefühl als auch für Selbstbestimmtheit ist Selbstannahme eine grundlegende Voraussetzung. Sinn und Zweck dieses Artikels ist es darum, Ihnen eine „Handreichung“ zu geben, mit deren Hilfe Sie Ihre Selbstannahme wirkungsvoll verbessern können.

Selbstannahme formt sich idealerweise durch ein positiv bestärkendes soziales Umfeld während der ersten Lebensjahre. Kinder und Jugendliche verwenden große Energie darauf, sich selbst und die Welt zu verstehen. Durch die Wertschätzung, die sie erfahren und durch die Art und Weise auf die sie sich als Individuen angenommen fühlen, werden sie in ihrer Selbstannahme bestärkt oder verunsichert. (Mit Wertschätzung meine ich nicht die Zahl der Social-Media-Likes, die jemand erhält. Sie sind eine Reaktion auf ausgewählte, äußerliche Aspekte der Person und führen bestenfalls zur Bestätigung des oben beschriebenen Pseudo-Selbstwertgefühls.)

Die Grundeinstellung, Grundmotivation und der Grad der Selbstannahme entwickeln sich auch im Erwachsenenalter weiter. Jetzt sind die Veränderungsprozesse aber wesentlich langsamer bzw. ohne aktives Engagement kaum noch vorhanden.

Man kann sagen, dass all jenen, die in früher Kindheit mit einem beweglichen Denken, Zuversicht und Lernbereitschaft ausgestattet wurden (als genetische Veranlagung und/oder durch günstige soziale Einflüsse), auch im weiteren Verlauf ihres Lebens eher von Beweglichkeit, Entwicklungsfähigkeit und Selbstannahme profitieren. Diejenigen aber, denen von vorneherein „beigebracht“ wurde, dass sie keine Chancen im Leben haben, dass sie sich mit dieser Chancenlosigkeit abfinden müssen und dass sie aufgrund ihrer „Minderwertigkeit“ vom Leben sowieso nichts besonderes zu erwarten haben, tragen eine schwere Hypothek, da ihr Weg zu Selbstannahme oft außerhalb des jeweiligen Horizontes beginnt. – Und trotzdem! Entwicklung ist möglich. Dies zu glauben und für sich persönlich in Anspruch zu nehmen, ist der erste und wichtigste Schritt in Richtung ehrlicher Selbstannahme und damit auch zu einem guten Selbstwertgefühl.

5. Fünf Fingerzeige zur Selbstannahme

Sie haben Ihr Lebensglück in der Hand: Der Zustand Ihrer Selbstannahme zeigt sich im Ton und Inhalt Ihrer Gedanken über sich selbst. Sollte es mit Ihrer Selbstannahme nicht zum Besten stehen, haben Sie hier einen Ansatzpunkt. Negative, abwertende, einschränkende, selbstverurteilende Gedanken als schädlich (nicht zielführend) zu erkennen und zu vermeiden, ist das eine. Konstruktive, freundliche Gedanken zu entwickeln und immer mehr Raum in Ihrem Alltag einnehmen zu lassen, ist das andere.

Ersteres erreichen Sie durch kritisches Hinterfragen bzw. Infragestellen gewohnter Denkmuster und tiefsitzender Überzeugungen. Vor allem dann, wenn die Worte „muss“ oder „darf nicht“ in Ihren Gedanken auftauchen, ist genaueres Hinschauen angeraten. Auch pauschale Urteile und irrationale (emotional überladene) Übertreibungen sollten Sie einer kritischen Prüfung unterziehen. – Sämtliche Arten schädlichen Denkens hier aufzuführen würde zu weit gehen. Es geht mir schließlich darum Ihnen einen Eindruck zu geben, wo die Reise zu einer verbesserten Selbstannahme sinnvollerweise ihren Anfang nimmt.

Nachdem Sie schädliche Gedanken entdeckt haben, besteht der nächste Schritt darin, dass Sie sich in Selbstannahme üben. Ganz richtig! ÜBEN! Selbstannahme kann man sich allerdings nicht direkt vornehmen. Sie entsteht und wächst, wenn man ihr den Boden bereitet. Genau das können Sie tun, indem Sie sich aktiv an die folgenden fünf Gedanken gewöhnen, bzw. sich die folgenden fünf Gedanken zu eigen machen:

  1. „Ich habe Entscheidungsfreiheiten. Ich kann im Leben etwas erreichen.“
  2. „Ich darf Fehler machen. Ich darf offenherzig zugeben, dass ich nicht perfekt bin.“
  3. „Ich bin ein guter Mensch. Ich habe es verdient, mit Respekt behandelt zu werden.“
  4. „Es gibt Menschen, die für mich da sind, wenn ich sie brauche. Es gibt Menschen, denen ich wichtig bin.“
  5. „Ich darf genießen. Ich darf mich freuen. Ich darf glücklich sein.“

Lernen Sie diese Fingerzeige zur Selbstannahme auswendig. Verknüpfen Sie dabei jeden der fünf Punkte mit einem Finger einer Ihrer Hände. Üben Sie sich darin die Fingerzeige zu verinnerlichen indem Sie:

  • sie sich regelmäßig ins Gedächtnis rufen,
  • über sie kritisch nachdenken,
  • sie mit Freunden oder Verwandten diskutieren,
  • allabendlich in der Tagesrückschau prüfen, wann es Ihnen gelungen ist einen der Fingerzeige zu beherzigen,
  • sich fragen, bei welchem Fingerzeig Sie die größten Schwierigkeiten haben und woran das liegen könnte.

Möglicherweise werden Sie die eine oder andere Formulierung sprachlich oder inhaltlich leicht verändern wollen, um sie z. B. an Ihren Stil oder Ihre individuelle Situation anzupassen. Das ist sehr in Ordnung und zeigt, dass Sie auf einem guten Weg sind, sich selbst besser anzunehmen.

Nun liegt es bei Ihnen. Probieren Sie es aus und lassen auch Sie die fünf Fingerzeige Einzug in Ihr Denken halten. Nach bewusster Anwendung in den ersten Wochen, haben Sie sehr gute Chancen, dass sich Ihre Grundhaltung sich selbst und dem Leben gegenüber verbessert. Nach und nach werden Sie so von einem gestärkten Selbstwertgefühl profitieren.

Schreiben Sie mir gerne Ihre Erfahrungen mit den fünf Fingerzeigen. Wenn Sie mögen, vereinbaren Sie einen Coaching-Termin mit mir. Ich begleite und berate Sie, z. B. bei einem entspannten Walk & Talk im Raum Stuttgart oder in einem Gespräch per Skype.

Nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf …