Bitte kein Stress unterm Weihnachtsbaum

Weihnachten sollte eigentlich ein harmonisches Fest sein, das wir im Kreise unserer Nächsten und Liebsten feiern. Leider sieht die Realität alle Jahre wieder für sehr viele Menschen völlig anders aus. An Stelle von Harmonie gibt es Streit. Die Nächsten sind nicht die Liebsten. Unvereinbare Vorstellungen prallen aufeinander. Aufgestauter Frust bricht aus und vergiftet die Atmosphäre. – Das muss nicht so sein!

Mit diesem vorweihnachtlichen Beitrag richte ich mich an Sie als einzelne Person und als Mitglied Ihrer Familie und/oder Ihrer Freundeskreise. Aus meiner Erfahrung als Coach und als vierfacher Vater möchte ich Ihnen fünf Werkzeuge an die Hand geben, mit deren Hilfe Ihr Weihnachten dieses Jahr gelingen kann.

5 Werkzeuge:
So kann Weihnachten gelingen

  1. Entrümpeln – Was ist Ihnen wirklich wichtig?
  2. Humor – Eine starke Medizin
  3. Spaziergang – Luft und Erleichterung
  4. Friedensvertrag – Die Dos and Don’ts definieren
  5. Zeit schenken – Das Kostbarste, was wir haben

1 Entrümpeln

 

Unterm Weihnachtsbaum prallen unterschiedliche Generationen, Biographien, Bedürfnisse und Wertesysteme aufeinander. Das ergibt in überheizten und überfrachteten Räumen leicht ein explosives Gemisch. Ein reiches Angebot an Delikatessen und stimulierenden Getränken trägt nicht zur Beruhigung und Versöhnung bei. Es wirkt eher als Brandbeschleuniger. Schlechte Stimmung, Spannungen und Streit verderben dann allen das Fest.

Erstes Werkzeug:
Entrümpeln Sie Weihnachten.

Suchen Sie für sich und für diejenigen, mit denen Sie Weihnachten feiern, nach Antworten auf die folgenden Fragen:

  1. Was ist Ihnen an Weihnachten wirklich wichtig? Wofür soll Raum und Zeit sein?
  2. Worauf können Sie zugunsten eines harmonischen Miteinanders verzichten?
  3. Welche Rituale in Ihrem Weihnachtsprogramm führen eher zu Stress als zu einem abgerundeten Ganzen?

Beim „Entrümpeln“ geht es nicht darum, dass Sie Traditionen ersatzlos über Bord werfen. Es geht darum, dass Sie etwas, das seinen Wert über die Jahre verloren hat, gegen etwas eintauschen, das aktuell wertvoll ist, z. B. Zeit, Gemeinschaft, Ruhe, Besinnung.

  • Die Streichung eines Rituals oder einer aufwendigen Mahlzeit führt zu Zeit und Raum für entspannte Gemeinschaft.
  • Indem Sie eine vermeintliche Verpflichtung aufgeben oder anderen Händen anvertrauen, gewinnen Sie die Möglichkeit, das, was dann noch bleibt oder das, was nun entsteht, zu genießen.
  • Weniger ist mehr und alles ist zu viel. Raum und Zeit sind auch an Weihnachten begrenzt. Wer an Weihnachten den Zustand erlebt, der im Lied Leise rieselt der Schnee besungen wird, der kann sich glücklich preisen: „In den Herzen ist’s warm, / still schweigt Kummer und Harm, / Sorge des Lebens verhallt. (…)

2 Humor

humor und weihnachten

Weihnachten beinhaltet oft soziale Zwänge und das Gefühl, gute Miene zum bösen Spiel machen zu müssen. Da sind z. B. die unangenehmen Schwiegereltern mit ihren radikalen politischen Ansichten oder die Familien der Geschwister mit ihren anstrengenden Erziehungsmethoden (und den dazu passenden Kindern). Besuche werden „absolviert“. Absagen geht nicht.

Zweites Werkzeug:
Humor hilft.

Freundlichkeit und Humor sind Zutat und Ergebnis von harmonischem Miteinander. Da sie in den hier beschriebenen weihnachtlichen Zwangsgemeinschaften nicht automatisch entstehen, empfehle ich Humor als eine Zutat, die Sie aktiv anwenden sollten. Denn:

  • Humor wirkt entspannend.
  • Humor stimuliert das Denken und macht den Geist beweglich.
  • Humor schafft Distanz.
  • Humor ermöglicht Nähe.
  • Humor schützt und heilt.
  • Humor ist ansteckend.

Mit einem Wort: Humor ist gesund. – Aber Achtung! Humor kann auch verletzen. Das ist dann der Fall, wenn er auf Kosten eines anderen geht oder wenn er in einer Weise angewandt wird, die andere ausgrenzt. Das zu bedenken ist äußerst wichtig. Plump und unsensibel eingesetzt macht Humor alles nur noch schlimmer. – Gehen Sie also intelligent und vorsichtig mit diesem mächtigen Werkzeug um:

Zunächst versuchen Sie, die Dinge (und sich selbst) nicht übermäßig ernst zu nehmen. Betrachten Sie z. B. sich und Ihre Festgesellschaft hin und wieder als Akteure in einem satirischen Theaterstück. Jeder hat seine mehr oder minder komische Rolle zu spielen. Da Sie aber die Situation zusätzlich aus einem humorvoll distanzierten Blickwinkel sehen, können Sie durch Ihr „Spiel“ aktiv zum eigenen und allgemeinen Besseren beitragen.

  • Sie müssen nicht über jedes Stöckchen springen, dass Ihnen hingehalten wird.
  • Sie wissen, dass Sie nicht über andere, sondern nur mit anderen lachen sollten.
  • Sie haben (unterm Weihnachtsbaum) nicht die Aufgabe, andere – Ihre Kinder ausgenommen – zu überzeugen oder zu erziehen.

Wenn es Ihnen so gelingt, sich selbst und die allgemeine Situation zu entspannen, bieten sich Ihnen sehr wahrscheinlich weitere, ungeahnte Möglichkeiten für Freundlichkeit und Humor.

3 Spaziergang

 

Übers Jahr und vor allem durch die Dezemberhektik stauen sich vielfach Frust und Spannungen auf. Jeder bringt dann sein individuelles Päckchen an Bedürfnissen und Befindlichkeiten mit ins Weihnachtszimmer. Darüber hinaus mag es Altlasten und Konflikte geben, die endlich (wieder einmal) besprochen werden wollen, da man sich ja sonst nicht sieht und keine Gelegenheit hat, sich zu unterhalten (bzw. dem anderen zu sagen, was einem auf die Nerven geht). – Weihnachtsbaum und Weihnachtsmahl bieten aber keine gute Kulisse für den Austausch von Meinungsverschiedenheiten.

Drittes Werkzeug:
Planen Sie einen Weihnachtsspaziergang.

Als Coach und Existenzanalytiker befürworte ich natürlich, dass man miteinander redet und dabei auch die schwierigen Probleme und Sorgen nicht ausspart. Ich weiß aber auch, dass Ort, Zeitpunkt und Gestimmtheit der einzelnen Gesprächspartner entscheidende Faktoren für das Gelingen der Kommunikation sind. – Indem Sie in Ihrem Weihnachtsprogramm einen Weihnachtsspaziergang von vorneherein fest einplanen, schaffen Sie ein Zeitfenster und einen Ort, an dem schwierige und sensible Themen optimal besprochen werden können.

Aufgrund meiner sehr guten Erfahrung mit Walk & Talk Coaching im Gehen kann ich Ihnen versichern, dass Sie auf einem Weihnachtsspaziergang unangenehme oder belastende Themen leichter und konstruktiver besprechen, als am Esstisch oder auf dem Sofa sitzend.

Die Vorteile von Walk & Talk Coaching gelten auch für Gespräche, die Sie mit Freunden oder Angehörigen führen. Ich habe Sie Ihnen hier zusammengefasst. Walk-and-Talk-Coaching-in-Stuttgart.

An Weihnachten müssen Sie Meinungsverschiedenheiten also nicht komplett unter den Teppich kehren oder verbieten. Vereinbaren Sie vorab, dass „schwierige Themen“ nicht bei Tisch und nicht unterm Weihnachtsbaum ausgebreitet, sondern während des geplanten gemeinsamen Spaziergangs besprochen werden.

4 Friedensvertrag

 

Mit wem wir Weihnachten feiern und mit wem nicht, können wir uns oft nicht frei aussuchen. Die Zwänge und Gesetze, denen man sich unterworfen fühlt, sind individuell verschieden. So kommt an Weihnachten z. B. die ganze Familie zusammen oder es treffen sich erwachsene Kinder samt Partner im Hause der Eltern. Einsame und alte Verwandte will man gerade an Weihnachten nicht alleine lassen. Patchworkfamilien sehen sich vor besonderen Zerreißproben.

Sehr häufig kommt es also dazu, dass Menschen miteinander feiern (müssen), die sich nicht sonderlich mögen, die einander fremd sind, deren Weltbilder unvereinbar sind oder die sich einfach nichts zu sagen haben. Manch einer fährt mit Angst oder Widerwillen und einem schlechten Gefühl im Bauch zum alljährlichen Weihnachtstreffen. – Sie können das ändern.

Viertes Werkzeug:
Schließen Sie einen Friedensvertrag.

Als erwachsener, verantwortungsbewusster und lernfähiger Mensch müssen Sie nicht jedes Jahr hilflos in der selben Weihnachtsfalle landen. Schließen Sie mit sich selbst und/oder mit allen, die bereit dazu sind rechtzeitig vor den Feiertagen einen Friedensvertrag, in dem Sie bestimmen, was Ihnen (gemeinsam) an Weihnachten wichtig ist und was keinen Raum haben soll.

Ich habe Ihnen einen Mustervertrag zum Download bereitgestellt:

zum Weihnachts-Friedensvertrag als PDF

Sie können den Weihnachts-Friedensvertrag bequem am Bildschirm oder ausgedruckt und per Hand an Ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen. Vielleicht dient er Ihnen aber auch als Inspiration für Ihren eigenen Vertragstext.

Teilen Sie mir gerne Ihre Erfahrungen mit dem Weihnachts-Friedensvertrag mit.

5 Zeit schenken

weihnacht zeit schenken

Das Thema Geschenke spielt für Groß und Klein vor und an Weihnachten eine zentrale Rolle. Trotz all der emotionalen Energie und finanziellen Mittel, die hier aufgebracht werden, gerät die ehrliche Freude am Geben-Können und Beschenkt-Werden leider sehr oft ins Hintertreffen.

  • Eltern und Großeltern grübeln darüber nach, mit welcher Anschaffung sie wieder einmal ein Leuchten in die Augen ihrer Kinder oder Enkel, die doch schon so viel / zu viel haben, zaubern können.
  • Kinder verlieben sich in bunt Angepriesenes, scannen QR-Codes, füllen Wunschzettel.
  • Verwandte und Freunde müssen(!) bedacht werden.

Der Handel freut sich. Die Schenker erreichen mehr oder weniger erfolgreich ihre Shoppingziele. Die Beschenkten sind mehr oder weniger zufrieden. Diese Zufriedenheit hält mehr oder weniger lang an. – Das geht auch anders.

Fünftes Werkzeug:
Schenken Sie Zeit.

Zeit ist eine wertvolle Ressource. In der Lebensrückschau gehört gemeinsam verbrachte Zeit zu den bedeutsamsten Erinnerungen. Seien Sie also großzügig und schenken Sie sich selbst und den Menschen, für die Sie wichtig sind, Zeit.

  • Zeit für gemeinsame Unternehmungen.
  • Zeit für gemeinsame Projekte.
  • Zeit, in der Sie mit Ihren Fähigkeiten zur Verfügung stehen.

Mit einem Zeitgeschenk verlängern Sie Ihre Aufmerksamkeit für den Beschenkten ins kommende Jahr. So heben Sie sich und Ihre Beziehung zum Beschenkten über die weihnachtliche Reizüberflutung. – Mit Zeit, die Sie verschenken, können Sie außerdem zur Entschleunigung an Weihnachten und im kommenden Jahr beitragen. Das ist in gewisser Weise die beste Vorbereitung für gelingende zukünftige Weihnachten.

Und für den Fall, dass Ihnen Ihre Zeit doch zu kostbar ist, um sie zu verschenken, denken Sie doch einmal über andere nicht-materielle Geschenke nach: Eintrittskarten, Kursgebühren, … – Wenn Ihnen der/die Zu-Beschenkende wirklich wichtig ist, fällt Ihnen sicher etwas Passendes ein.

Zusammenfassung

Über jedes dieser fünf Werkzeuge könnte man ein Buch schreiben. Ich bin mir aber sicher, dass Sie inzwischen wissen, wie Sie sich zu gelungenen Weihnachtstagen verhelfen können. Hier noch einmal der Überblick über die fünf Werkzeuge, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden können:

  1. Überlegten Sie sich, was Ihnen für sich und Ihre Lieben an Weihnachten besonders wichtig ist.
  2. Üben Sie sich in Freundlichkeit, Humor, Leichtigkeit und Geduld.
  3. Planen Sie mindestens einen ausgiebigen Weihnachtsspaziergang für sich ganz allein oder in Begleitung.
  4. Schließen Sie wenn nötig mit sich oder anderen einen Friedensvertrag (oder zumindest ein Waffenstillstandsabkommen).
  5. Entlasten Sie sich und Ihre Nächsten von materiellen Geschenken.

Ich wünsche Ihnen ein wunderreiches Fest und ein gutes neues Jahr!